100 Jahre Bauhus
DER URSPRUNG
Keimzelle des Staatlichen Bauhauses ist die 1907 entstandene Großherzoglich-Sächsische Kunstgewerbeschule Weimar. Deren Leiter Henry Van de Velde gab den Anstoß zur Gründung des Bauhauses. Wegen des Ersten Weltkriegs war der aus Belgien stammende Van de Velde gezwungen, Deutschland zu verlassen. Der von ihm vorgeschlagene Walter Gropius wurde 1919 als sein Nachfolger der Gründer des neuen Staatlichen Bauhauses Weimar.
Seine Wurzeln hat das Bauhaus in vielen Strömungen jener Zeit. So hatten die britische Arts and Crafts Bewegung genau wie der Jugendstil die Entwicklung beeinflusst. Als Vater des Bauhauses gilt jedoch der Deutsche Werkbund. Unternehmen und Architekten hatten sich darin zusammengeschlossen, um alle Produkte – das Schlagwort war vom Sofakissen bis zum Städtebau – auf ein höheres Niveau zu bringen, weil deutsche Waren auf dem Weltmarkt einen schlechten Ruf hatten.
DIE IDEE
Van de Velde und Gropius waren überzeugt, dass die Kunst von der Industrialisierung zu emanzipieren und das Kunsthandwerk wiederzubeleben sei. Damit bildeten sie einen Gegenentwurf zur damals vorherrschenden Ästhetik des Historismus, in der kunsthandwerklich entwickelte Ornamente durch industrielle Massenproduktion kopiert wurden. Sich auf das Handwerk rückbesinnend war das Ziel, experimentell und manuell eine neue Formensprache zu entwickeln, die dem industriellen Herstellungsprozess gerecht wird. Alle Gewerke und Disziplinen, Techniker, Handwerker, Künstler und Architekten sollten zusammenwirken, um ein Gesamtkunstwerk zu errichten. Das Staatliche Bauhaus steht damit letztlich für die Reform der Lebenswelt durch eine Gestaltung, die auf die Fragen ihrer Zeit Antworten gab. Diese Antworten wirken bis heute weltweit in der Kunst, der Grafik, dem Design und der Architektur.
DIE PERSÖNLICHKEITEN
Das Bauhaus wurde von Persönlichkeiten geprägt und es wollte Persönlichkeiten formen. Neben der Vermittlung der Techniken des Kunsthandwerks ging es vor allem aber um Herangehensweisen an die Fragen der Zeit. Wie die Menschen als soziale Wesen im Zeitalter der Maschine ihre Umwelt und ihr Zusammenleben neu gestalten könnten, wie über Form und Stil neue Inhalte geschaffen,
Werte vermittelt und sozialer Zusammenhalt gestiftet werden könnten – das zählte zu den Fragen, denen sich die Lehrenden am Bauhaus widmeten. Tatsächlich wollten die Lehrer am Bauhaus den Menschen helfen, unter der Bedingung der Moderne bestehen zu können.
Zu den herausragendsten Persönlichkeiten zählen:
LYONEL FEININGER – MEISTER
zählt als Maler, Grafiker und Karikaturist zu den bedeutendsten Künstlern der Klassischen Moderne.
WALTER KANDINSKY – MEISTER
Künstler des Expressionismus und einer der Wegbereiter der abstrakten Kunst.
GUNTA STÖLZL – STUDENTIN
später Jungmeisterin; gilt als Erneuerin der Handwebkunst und war die erste Meisterin am Bauhaus.
OSKAR SCHLEMMER – MEISTER
der Maler und Bühnenbildner gilt als einer der Bauhausstars.
PAUL KLEE – MEISTER
gehört zu den bedeutendsten bildenden Künstlern der Klassischen Moderne des 20. Jahrhunderts.
JOHANNES ITTEN – MEISTER
entwickelte den berühmten Vorkurs am Bauhaus und prägte stark die Anfangszeit am Bauhaus.
MARCEL BREUER – STUDENT
später Jungmeister; berühmt durch seine Stahlrohrmöbelentwürfe.
MART STAM – ARCHITEKT UND DESIGNER
entwickelte industriell und seriell herstellbare Typen – vom Stuhl bis zur Stadt. Mit seinem Reihenhaustyp für die Weißenhofsiedlung konnte er Maßstäbe für den industrialisierten Bau setzen.
WILHELM WAGENFELD – STUDENT
zählt zu den bekanntesten Pionieren des Industriedesigns.
THEO VAN DOESBURG – MALER
Schriftsteller und Architekt; schuf geometrisch aufgebaute Gemälde und gehörte somit zu den Mitbegründern der abstrakten Malerei und war 1917 Mitbegründer der Künstlervereinigung De Stijl.